Kostenloser Versand ab 30€ (AT)/50€ (DE)
Versand innerhalb von 24h
Die Darmspezialisten - Nachhaltig, Österreichisch
Bequem einkaufen - 24/7
Hotline +43 720 30 40 90

Ist deine Wiese bereit fürs Pferd? Warum der Weidestart keine Kalendersache ist

Mit den ersten Sonnenstrahlen und dem ersten Grün wächst die Versuchung, die Weidesaison zu starten. Doch ob das wirklich sinnvoll ist, hängt nicht vom Datum ab, sondern vom Zustand deiner Weide – und von den Bedürfnissen deines Pferdes.

In diesem Beitrag erfährst du, warum der Weidebeginn nicht nach Kalender, sondern nach Vegetation, Bodenbeschaffenheit und Gesundheitsstatus des Pferdes erfolgen sollte. Wir werfen einen fundierten Blick auf die Weidevorbereitung, die Bedeutung der Bodenbiologie und sinnvolle Alternativen für Pferde, die nicht (oder noch nicht) auf die Weide dürfen.

Was die Alten schon wussten: Weidebeginn nach Naturbeobachtung

Früher war der erste Weidegang keine Kalendersache. Die Bäuerinnen und Bauern wussten genau: Wer zu früh mit dem Weidegang beginnt, riskiert Schäden an der Grasnarbe – und gefährdet damit den späteren Aufwuchs, der für die Heuernte und Winterfütterung essenziell war. In der traditionellen Landwirtschaft galt: Die Tiere dürfen erst auf die Weide, wenn die Wiese sie auch tragen kann – sowohl im übertragenen Sinne als auch wortwörtlich. Alte Bauernregeln wie „Komm Georg auf´s Pferd – steht das Gras zum ersten Schnitt“ oder der 1. Mai als verbreiteter Stichtag für das Anweiden stammen aus dieser Zeit – jedoch waren auch diese Daten nicht starr, sondern dienten als grobe Orientierung.  

Anweiden erfolgte Traditionell unter Anleitung der Hirten. Die Hirten begannen mit langsamem Austrieb auf die Hausweiden, wobei das Vieh noch angeleitet wurde denn nach dem Winter waren die Weiden oft noch weich und empfindlichFrühjahrsweiden waren historisch selten Hauptfutterflächen, sondern dienten dem gezielten Anweiden mit wenigen Tieren und vor allem zur Schonung des Winterfutters. Der Weidebeginn richtete sich nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Zustand der Wiese und war regional somit auch unterschiedlich. Der Boden musste tragfähig, der Bewuchs ausreichend entwickelt und der Bestand robust sein. Der 23. April (Georgitag) galt in vielen Regionen als frühester Weidebeginn – mit Spielraum bis Juli

Auch der Almauftrieb, der traditionell erst im Juni oder Juli stattfand, zeigt: Tiere wurden nur dann auf Flächen geschickt, wenn das Pflanzenwachstum ausreichend war. Bauern, Hirten und Weidehalter wussten, dass zu frühes Austreiben Boden und Pflanzen schädigt – ein Wissen, das heute aktueller ist denn je.

Unsere Vorfahren wussten: Nur eine gut entwickelte Vegetation kann gesunde Tiere und nachhaltige Nutzung garantieren. Diese Orientierung am natürlichen Rhythmus der Pflanzen war über Jahrhunderte gelebte Praxis – und ist angesichts von Klimawandel und Biodiversitätsverlust aktueller denn je.


Wann beginnt Gras wirklich zu wachsen?

Grün ist nicht gleich gewachsen. Für echtes Wurzel- und Blattwachstum sind konstant rund 8 °C Bodentemperatur notwendig. Oberflächliches Ergrünen bedeutet noch keine stabile Futtergrundlage. Entscheidend ist auch, ob sich bereits eine belastbare Grasnarbe gebildet hat.

Frühjahrsgras ist oft kurz, rohfaserarm und reich an Fruktanen – ein Risiko für empfindliche Pferde. Besonders bei Sonne nach Frost steigen die Fruktanwerte stark an. Unsere Empfehlung: Beobachte die Entwicklung, miss ggf. die Bodentemperatur und ziehe eine Fruktanmessung in Betracht. Laboranalysen liefern verlässlichere Werte als einfache Refraktometertests.


Weidepflege beginnt vor dem Weidegang

Eine gute Weidepflege ist das Fundament für eine gesunde Futterfläche. Zu den zentralen Maßnahmen gehören:

Wiesenschleppen (Striegeln): Entfernt abgestorbenes Material, belüftet den Boden, fördert die Durchlüftung und regt das Wachstum an.

Walzen (nur bei Bedarf): Glättet Unebenheiten wie Maulwurfshügel, sollte aber nur bei tragfähigem Boden erfolgen – ansonsten droht Verdichtung.

Nachsaat: Lückige Stellen sollten mit standortangepassten Gräsermischungen ausgebessert werden. Wichtig: Die Bodentemperatur sollte konstant über 8 °C liegen, damit die Samen keimen können.

Düngung: Eine Nachdüngung ist erst nach erfolgter Bodenanalyse sinnvoll. Organische Düngung wie Mist oder Kompost kann vorteilhaft sein – vorausgesetzt, sie ist gut verrottet.

Unkrautregulierung: Problematische Pflanzen wie Jakobskreuzkraut sollten gezielt ausgestochen werden. Chemische Maßnahmen sind im Pferdebereich nur sehr eingeschränkt sinnvoll – mechanische Verfahren sind vorzuziehen.

Reinigungsschnitt: Bei starker Altgrasbildung oder ungleichmäßigem Aufwuchs kann ein früher Schnitt helfen, die Fläche für eine gleichmäßige Nachsaat und Nachbeweidung vorzubereiten.


Der Boden als Lebensraum: Mikroorganismen nicht vergessen

Ein gesunder Weideboden ist weit mehr als nur die Grundlage, auf der Gras wächst – er ist ein hochkomplexes Ökosystem, das maßgeblich über die Qualität deiner Pferdeweide entscheidet. Besonders im Frühjahr, wenn sich die Vegetationsperiode langsam aufbaut, kann der Zustand des Bodens darüber entscheiden, ob sich ein dichter, nährstoffreicher Pflanzenbestand entwickelt – oder ob sich Lücken, Unkräuter und verfilzte Bestände ausbreiten.

Wurzelraum und Bodenverdichtung:
Pferde sind schwer, und gerade bei feuchten Böden kann durch das frühe Beweiden schnell eine Verdichtung der oberen Bodenschicht entstehen. Diese Verdichtung behindert das Wurzelwachstum, verschlechtert den Luftaustausch und vermindert die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern. Eine regelmäßige mechanische Belüftung (z. B. durch Aerifizieren oder Schlitzgeräte) hilft, die Bodenstruktur zu lockern und Sauerstoff wieder in tiefere Bodenschichten zu bringen – das ist essenziell für das Wurzelwachstum und die Aktivität von Bodenorganismen.

Die Rolle der Bodenmikroorganismen:
Gesunde Böden enthalten Milliarden an Mikroorganismen, die Stickstoff aus der Luft binden, Nährstoffe pflanzenverfügbar machen und sogar pflanzeneigene Hormone bereitstellen können. Besonders die sogenannten mutualistischen Bakterien ( Diese Bakterien leben an oder in den Pflanzenwurzeln) sind wertvoll, da sie kontinuierlich Stickstoff liefern, statt ihn – wie synthetische Dünger – in stoßweisen Mengen abzugeben. Das führt zu einem gleichmäßigeren, gesünderen Pflanzenwachstum ohne unnötige „Wachstumsschübe“, die für Pferde mit Stoffwechselproblemen problematisch sein können.

Naturnahe Düngung als Ergänzung:

Wer möchte, dass die Weide das Pferd optimal ernährt, muss umgekehrt auch die Weide selbst ernähren – und das möglichst artgerecht. Viele herkömmliche Dünger enthalten nur wenige Hauptnährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium. Doch für eine pferdegerechte Futterpflanze braucht es mehr: Spurenelemente, Pflanzenenzyme, natürliche Wachstumsförderer – all das fehlt in einfachen Kunstdüngern.

Natürliche Alternativen wie Algenpräparate (z. B. aus Meeresalgen) bieten hier einen entscheidenden Vorteil. Sie enthalten eine breite Palette an Mineralstoffen und bioaktiven Substanzen, die:

das Wurzelwachstum verbessern (größere Wurzeloberfläche = bessere Nährstoffaufnahme),

die Pflanze stressresistenter gegen Wetterextreme machen,

und zu einem höheren Blattanteil im Gras führen – was wiederum leichter verdaulich für Pferde ist.

Im Gegensatz zu stickstoffreichen Kunstdüngern fördern diese natürlichen Zusätze ein nachhaltiges Wachstum, ohne plötzliche Zuckerspitzen im Futtergras zu erzeugen – was vor allem für empfindliche Pferde wichtig ist.


Feuchtigkeit & Trittschäden – die unterschätzte Gefahr

Viele Flächen wirken im Frühjahr grün, sind aber noch zu feucht. Pferdehufe erzeugen bei nicht tragfähigem Boden schnell Trittschäden – besonders auf tonigen Böden oder bei fehlender Durchwurzelung.

Trittschäden zerstören die Grasnarbe, lassen Lücken entstehen, fördern unerwünschte Arten (z. B. Ampfer, Disteln) und mindern langfristig den Ertrag. Die Folge: Deine Pferde stehen auf einem „grünen Acker“ statt auf einer echten Futterfläche.


Nicht jedes Pferd sollte auf die Weide

Für viele Pferde ist Weidegang ideal – aber nicht für alle. Tiere mit PPID, EMS, PSSM oder chronischem Übergewicht profitieren oft mehr von strukturreicher Heufütterung, kontrollierter Bewegung und gezielter Unterstützung des Stoffwechsels als vom unkontrollierten Frühlingsgras.

Eine Alternative: Sommerausläufe mit Schattenplätzen, befestigtem Boden, staubarmen Raufutterquellen und Knabberästen. Der Schnitt von Hasel, Apfel oder Weide eignet sich hier besonders gut und kann schon jetzt angeboten werden.

Was der Klimawandel für dein Weidemanagement bedeutet

Nicht nur der Kalender, auch das Klima hat sich verändert – und damit die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weidesaison. In Regionen wie dem Wienerwald, etwa rund um Neulengbach, beobachten wir zunehmend trockene, milde Winter mit wenig Niederschlag, gefolgt von kurzen, heftigen Regenphasen. Diese klimatischen Verschiebungen verändern den Vegetationsbeginn und erschweren eine stabile Flächenentwicklung.

Ein trockener Winter führt dazu, dass weniger Wasser im Boden gespeichert wird. Besonders verdichtete oder wenig durchwurzelte Böden bleiben im Frühjahr länger kühl und entwickeln sich nur langsam. Treffen dann plötzliche Regenereignisse auf schlecht strukturierte Flächen, kann das Wasser nicht versickern – es fließt oberflächlich ab, anstatt in die Tiefe zu dringen.

Für die Praxis bedeutet das:
– Der Zustand der Fläche muss noch genauer beobachtet werden.
– Die Pflegearbeiten (Striegeln, Nachsaat, Düngung) sollten flexibel an Temperatur- und Niederschlagsverlauf angepasst werden.
– Bodenlockerung und Förderung der Bodenbiologie gewinnen an Bedeutung – etwa durch gezielte Aerifizierung und organische Düngung.

Hinweis: Im nächsten Artikel zeigen wir praxisnahe Strategien, wie du deine Weide gezielt an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen kannst – mit Fokus auf Bodenleben, Wasserhaushalt und langfristige Vitalität. Titel: „Weidemanagement im Klimawandel – Strategien für vitale Pferdeflächen“ - melde dich für den Newsletter an um keine News und Infos zu verpassen!


Beobachten statt starten

Anweiden beginnt nicht mit einem Datum – sondern mit einem Blick auf die Wiese. Der Zustand der Grasnarbe, die Tragfähigkeit des Bodens, die Entwicklung der Pflanzen und die individuellen Bedürfnisse deiner Pferde entscheiden über den Startzeitpunkt.

Die richtige Vorbereitung macht den Unterschied: zwischen einer gesunden Weidesaison – und einer strapazierten Fläche, die sich kaum erholt.

Besser einmal mehr prüfen als einmal zu früh starten.


Was du jetzt fütterungstechnisch tun kannst – zur Vorbereitung auf das Anweiden

1. Strauchschnitt als Futter nutzen
Zweige von Hasel, Apfel, Weide oder Birke bieten strukturreiche Rohfaser, fördern das natürliche Kaubedürfnis und versorgen das Pferd mit Bitterstoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Diese Maßnahme ist auch für Pferde geeignet, die gar nicht auf die Weide dürfen.

2. Fermentierte Pflanzensäfte oder -produkte einsetzen
Fermente unterstützen die Darmflora gezielt und können helfen, das Mikrobiom auf die spätere Futterumstellung durch junges Gras vorzubereiten.

3. Wenn notwendig - leicht verdauliche Faserquellen zufüttern
Rübenschnitzel, Esparsette oder Luzerne in passender Form (z. B. als Cobs) fördern die mikrobielle Aktivität im Dickdarm und sichern eine stabile Energieversorgung ohne hohe Zucker- oder Stärkegehalte.

4. Mikronährstoffe gezielt ergänzen
Eine ausgewogene Mineralfuttermischung enthält auch wichtige Mikronährstoffe wie Zink, Kupfer, Selen und B-Vitamine. Diese sind in der späten Winterration oft unterrepräsentiert. Eine ausgewogene Ergänzung kann Fellwechsel, Hautfunktion und Immunsystem positiv unterstützen.

5. Fruktanreiche Heuqualitäten ausgleichen
Wenn das aktuelle Heu einen hohen Zuckergehalt oder Fruktangehalt aufweist, kann eine Kombination mit faserreichen, fruktanarmen Ergänzungen helfen. Auch Heuwässern kann für ersteres sinnvoll sein.

6. Rationen stabil halten – keine abrupten Wechsel
Die Übergangszeit ist für den Verdauungstrakt eine sensible Phase. Größere Futterumstellungen oder Experimente sollten vermieden werden, um das Mikrobiom nicht zu destabilisieren.

7. Omega-3-reiche Futtermittel nutzen
Leinsamen oder gezielt eingesetzte Öle mit einem günstigen Fettsäureprofil unterstützen Schleimhäute, Haut, Stoffwechsel und Immunfunktion.

8. Fütterung regelmäßig beobachten und individuell anpassen
Nicht alle Pferde reagieren gleich auf dieselbe Fütterung. Achte auf Veränderungen bei Gewicht, Kotkonsistenz, Appetit oder Verhalten und passe die Ration gegebenenfalls an.


Gerne beraten wir dich individuell in Sachen Pferdefütterung: